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Warum die GEMA so richtig überflüssig ist

Artikel aus dem Platic Bomb Nr 68, Herbst 2009, geschrieben von Toxo (vielen dank dass wir das verwenden dürfen!)


Warum die GEMA so richtig überflüssig ist


"Der Typ, der bei der GEMA die Titel eingibt, ist ein ganz blöder Penner", .. so oder so ähnlich lautet der Titel eines Songs - Doch was ist die GEMA, warum ist die GEMA abzulehnen und welche Alternativen existieren ? Viele Bands abseits des Mainstream setzen sich oft gar nicht oder nur wenig mit den Themen Urheberrecht&Co auseinander, jedoch kann es schnell passieren, dass sich die eigenen Songs dort wiederfinden, wo sie gar nicht erwünscht sind. Auch kleine Labels und vor allem Veranstaltungsorte geraten immer wieder mit der GEMA in Kontakt.

 

Die GEMA ist eine "Verwertungsgesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte", was im Klartext heißt, sie hat die Aufgabe, das Urheberrecht einer musikschaffenden Person zu wahren. Die Mitgliedschaft bei der GEMA ist freiwillig, wer beitritt gibt der GEMA den Auftrag, zu prüfen, ob die eigenen Werke auf Bild- oder Tonträgern, per Rundfunk, Fernsehsendern oder Internet verbreitet werden und kümmert sich darum, das entsprechende Vergütungen eingetrieben werden. Auch "Musikaufführung aus der Konserve" in Kneipen, bei öffentlichen Festen, Hochzeiten und sogar Beerdigungen werden von der GEMA verwaltet. Die hier eingehenden Gebühren sollen dann nach Abzug einer Verwaltungsgebühr für die GEMA an die KünsterInnen ausgeschüttet werden.

Das klingt im ersten Moment doch ganz positiv für Bands und MusikerInnen, warum wird die GEMA dann immer mit der Mafia, GEZ und anderen Abzockervereinen in einen Topf geworfen ?


Ein Missverständnis ist, das z.B: viele Bands in die GEMA eintreten, aus Sorge, dass ihre Songs nicht urheberrechtlich geschützt seien. Das ist überflüssig, denn das Urheberrecht fällt der werkschaffenden Person in dem Moment zu, in dem das Werk fertig gestellt wird, das beinhaltet auch das Recht auf Verwertung (z.b. Kopie, öffentliche Wiedergabe etc). Voraussetzung dafür ist lediglich, das eine "geistige Schöpfungshöhe" vorliegt. Jede Band hat also die Rechte an den eigenen Songs , auch ohne GEMA, jedoch ist sie selbst dafür Verantwortlich zu überprüfen, ob die Songs im Sinne der Band genutzt werden. Entscheidet sich die Band dafür der GEMA diese Aufgabe zu übertragen, müssen die Songs auf eine Person aus der Band angemeldet werden. Hier taucht das erste Problem auf: Werke können nicht als Gruppe / Band /Kollektiv angemeldet werden. Ist die betreffende Person einmal Mitglied in der GEMA, sind sofort sämtliche Werke dieser Person unter der Kontrolle der GEMA, d.h. Es wird nicht der Auftrag für ein Album oder einen bestimmten Titel übertragen, sondern die Aufsicht über die Wahrung sämtlicher urheberrechtlich relevanten Werke fällt der GEMA zu. Damit verliert die Band gleich 2 x die Kontrolle über ihre Werke:

a) Die Rechte liegen nur bei einer Person

b) Die Band kann nicht mehr entscheiden, welche Stücke sie "verschenken", für lau auf Solisampler packen oder zum Remix freigeben will, da nun alle Werke geschützt sind.


Es geht noch einen Schritt weiter, gründet die bei der GEMA eingetragene Person eine zweite oder eine neue Band, so sind die Werke dieser Person, die sie für diese Band erstellt, auch hier automatisch GEMA-pflichtig. Es treten also Personen mit samt ihrem kompletten Urheberrecht der die GEMA bei, es können nicht einzelne Spuren, Werke, Titel oder Alben angemeldet werde. Die GEMA ist hier nicht mehr zeitgemäß, der Trend, Stücke zum Meshup, Remix oder für Projekte anderer Gruppen freizugeben wird hier nicht berücksichtigt. Die Motivation von MusikerInnen, nicht nur kommerziellen Erfolg zu haben, findet hier keinen Platz.


Aber nicht nur für die Musikschaffenden ist die GEMA hinderlich. Projekte, die Konzerte veranstalten, Partys feiern oder einfach nur Hintergrundmusik laufen lassen sind angehalten, sämtliche Veranstaltungen im vorrauseilendem Gehorsam bei der GEMA anzumelden, auch wenn gar keine GEMA-pflichtige Musik gespielt wird. Die veranstaltenden Gruppen müssen sich von der Band Bögen ausfüllen lassen, in denen entweder belegt wird, dass alle gespielten Stücke nicht bei der GEMA gemeldet sind oder eben doch - dann muss für die Veranstaltung gezahlt werden. Hier wird die Unschuldsvermutung aufgehoben und die Beweispflicht umgekehrt ("GEMA Vermutung"). Nicht die GEMA muss nachweisen, dass eine Gebühr fällig ist, sondern die Veranstaltungsorte müssen nachweisen, wenn diese Gebühr nicht fällig ist. Werden z.B. Konzerte nicht angemeldet, werden sie pauschal in doppelter Höhe berechnet. Bands haben nicht die Möglichkeit einzelne Konzerte von der GEMA-Pflicht zu befreien, z.B. wenn sie gerne umsonst Solikonzerte spielen will. Und weil's so schön ist plant die GEMA im Moment, die Abgabeschlüssel für Livemusik neu so gestalten, professionelle Konzerte sollen in Zukunft teilweise sechsfache an Abgaben zahlen.


Der Unmut der Musikschaffenden und der Konzertgruppen wächst,

Im Frühjahr 2009 wurde eine Online-Petition ins Leben gerufen, die eine grundlegende Neuordnung der GEMA (leider nicht ihre Abschaffung ;) ) fordert in der u.a. folgende Punkte bemängelt wurden : Der Verteilungsschlüssel basiert u.a. auf der Raumgröße und dem Eintrittspreis, zudem wird eine komplette Veranstaltung als zahlungspflichtig eingestuft, auch wenn nur ein Song GEMA-pflichtig ist. Hier werden gerade kleine Läden benachteiligt, die Bereitschaft Konzerte zu organisieren sinkt. Auch die oben erwähnte GEMA Vermutung wird kritisiert. Die Petition erreichte die notwendigen 50.000 Unterschriften äußerst schnell und schloss mit weit über 100.000 Mitzeichnungen, die hohe Resonanz sogt dafür, dass das Thema im Bundestag zumin. angehört werden muss, eine Änderung wird jedoch nicht automatisch erreicht. Jedoch wird deutlich, dass gerade die alterntaive Musikszene und die Internetgemeinde sich durch die altertümlichen GEMA-Vorschriften eingeengt fühlen.


Was hat hat der ganze Kram denn nun eigentlich mit Punk zu tun ? Kommerz ist schliesslich gerade in der DIY Szene verschrien. Doch leider treffen die erwähnten Mechanismen gerade kleine unkommerzielle Punkläden. Fast alle AZs, Punkkneipen o.ä. Hatten auf die ein oder andere Weise bisher Kontakt mit der GEMA,sei es durch Zivischnüffler auf Konzerten, Mahnungen oder auch GEMA-Verträge, die manche Läden abschließen, um etwa den Kneipenbetrieb (Hintergrundmusik) offiziell abzuwickeln. Denn über kurz oder lang trudeln bei den meisten Konzertläden Briefe ein, in denen Rechnungen für vergangene Konzerte vorgelegt werden, unabhängig von der Mitgliedschaft der beteiligten Bands. Die Konzerte werden über das Monatprogramm, Flyer und durch Konzertbesuche ermittelt.


Auch viele Punkbands haben sich aus verschiedenen Gründen entschlossen ihre Songs nicht bei der GEMA anzumelden. Das Verteilen und Kopieren von Tapes hat sehr stark zu Verbreitung von Punk auch in entlegende oder unterdrückte Teile der Welt beigetragen. "Fuck Copyright - Death to Business" oder "Copy kills Capitalismn" ziert manches Plattencover. Doch die wenigstens Bands, die zuvor ihre Musik freizügig "verschenken", in dem sie öffentlich auf ihr Urheberrecht verzichten sind erfreut, wenn sie ihre Songs in Werbeclips wiederfinden oder in als Hintergrund Musik für Videos mit konträrer politischer Aussage zu hören sind. Der eigene "AntiBullen Song" im Video von irgendwelchen "Autonomen Nationalisten"? Wurde zuvor auf das Urheberrecht komplett verzichtet, wird es schwer etwas dagegen zu tun.

 

Was liegt also näher als im Vorfeld schon zu sagen, was mit den Songs oder anderen Werken geschehen darf und was nicht, ohne das Bestimmungsrecht an eine außenstehende Organisation abzugeben ? „Creative Commons“ (CC) geht genau diesen Weg. Hierbei handelt es sich um „eine Non-Profit-Organisation, die in Form vorgefertigter Lizenzverträge eine Hilfestellung für die Veröffentlichung und Verbreitung digitaler Medieninhalte anbietet.“ CC bietet eine Art Baukastensatz aus verschiedenen Erlaubnissen und Verboten, aus denen sich Werkschaffende leicht und individuell auf einzelne Werke abgestimmte Lizenzen zusammen klicken können. Diese Bausteine lassen sich beliebig kombinieren. Grundsätzlich gibt es 6 Lizenzmodelle:


1.Namensnennung

2.Namensnennung-KeineBearbeitung

3.Namensnennung-NichtKommerziell

4.Namensnennung-NichtKommerziell-KeineBearbeitung

5.Namensnennung-NichtKommerziell-Weitergabe unter gleichen Bedingungen

6.Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen


Es kann also im Vorfeld bestimmt werden, ob die Songs geändert, gemixt, geschnitten, kopiert werden dürfen. Es kann auch bestimmt werden, ob die daraus resultierenden Inhalte auch unter einen CC-Lizenz stehen müssen. Die kommerzielle Nutzung kann ausgeschlossen werden.

Wer eigene Werke unter einer Creative Commons Lizenz veröffentlicht, gibt keineswegs das Urheberrecht auf, ein als „nicht kommerziell“ veröffentlichtes Stück kann durchaus für kommerzielle Zwecke eingesetzt werden – wenn die werkschaffende Person das unterstützt, es wird jedoch ausgeschlossen, dass dies beliebig ohne Absprache geschieht. Hierbei kann die offene Struktur der CC Lizenz sogar hilfreich sein, wenn andere Menschen die Songs in ihren Videos oder in Remixen mit anderen Stücken verwenden steigt der Bekanntheitsgrad.


Eine Creative Commons Lizenz muss nicht angemeldet oder erworben werden . Es reicht, wenn auf einer CD oder im Download Bereich auf der Homepage ein Hinweis angebracht ist, die klar macht „Dieses Werk steht unter folgender Creative Commens Lizenz:....“


Natürlich kann mit solchen lizensierten Stücken weiterhin Geld verdient werden. Jedoch muss sich selbstverantwortlich darum gekümmert werden, wann welche Gebühren anfallen. Jedoch gibt es auch hier Hilfestellungen, wie z.B. das“ Copyright Clearance Center“, jedoch sieht sich Creative Commons nicht als Dienstleister für die Musikszene sondern möchte den Leuten ein Werkzeug zu Verfügung stellen, so das die unabhängig die Dinge selber bestimmen – ganz im Sinne der DIY-Kultur.

 

de.wikipedia.org/wiki/GEMA

de.creativecommons.org/was-ist-cc/

de.wikipedia.org/wiki/GEMA-freie_Musik

www.gema.de


Toxo


 

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